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Körperbild im Sport

Hand aufs Herz: Urteilst du manchmal über deinen Körper? Und vergleichst dich mit anderen? Oder erwischst dich dabei, wie du andere nach ihrem Aussehen bewertest (“Der hat aber zugenommen!”)? 

Ich vermute mal, das ist jeder oder jedem da draußen schon einmal passiert. Und genau dann ist dieser Blogartikel exakt für dich geschrieben!

In den letzten Tagen wurde auf Social Media viel über das Thema Körperbild diskutiert. Und auch ich habe einige Erfahrungen gemacht, die dieses Thema auf meiner Prioritätenliste ziemlich weit oben stehen lassen. 

Wer mich kennt, weiß, dass Themen, die besonders Frauen betreffen, mir sehr sehr wichtig sind. Und ich glaube das Thema „gesundes Körperbild“ ist eins davon. Aber auch für Männer kann das Körperbild gerade in einer sportbetonten Welt wie CrossFit von Bedeutung sein, vor allem wenn man tagtäglich von durchtrainiert(er)en Personen umgeben ist.

Bei der Recherche zu meiner Podcast-Folge zum Thema Körperbild bin ich auf eine australische Studie aus dem Jahr 2008 gestoßen, in der 45.000 Australier und Australierinnen zwischen 11 und 24 Jahren befragt wurden. Die drei Größten Sorgen, die diese Menschen hatten: Konflikte in der Familie, Stress und Probleme mit dem Körperbild. Probleme mit dem eigenen Körperbild! Als drittgrößte Sorge von 11-24 Jährigen! Das war schon ein Moment, in dem ich dachte: Ach herrje.

Aber wenn man sich allein die weiblichen Studienteilnehmerinnen angeschaut hat, dann war sogar bei jeder vierten Australierin die allergrößte Sorge mit dem eigenen Körperbild verbunden – spätestens da war mir klar „Das Thema ist noch drei Mal wichtiger als du bisher dachtest!“

Aber was meint man überhaupt, wenn man von dem Begriff Körperbild spricht?

Das Körperbild beschreibt die Wahrnehmungen und Einstellungen, die ich gegenüber meinem eigenen Körper habe. Das Körperbild wird in der Psychologie (und allen angrenzenden Fachbereichen, die sich damit beschäftigen) als multidimensionales Konstrukt wahrgenommen: Das bedeutet, es gibt mehrere Faktoren, die mit dem Körperbild zusammenhängen und mein eigenes Körperbild entsteht dadurch, dass ich meinen Körper oder bestimmte Aspekte dessen werte und dass ich auch möglicherweise viel an Verhalten/Verhaltensänderung investiere, mich so zu verhalten, dass ich meinem Körper positiv gestimmt bin. Ein Beispiel: Eine Diät machen, um meinen Körper entsprechend des Schönheitsideals welches mir vorgelebt wird zu verändern. 

Es werden zwei Arten von Körperbild unterschieden: Funktionales vs. Ästhetisches Körperbild. Heißt einmal hängt die Wertung meines Körpers davon ab, was ich mit ihm alles erreichen kann (funktional) und einmal, davon wie ästhetisch ich meinen Körper empfinde (also eher auf das Äußerliche bezogen).

Drei mal dürft ihr raten, welches das „gesündere“ Körperbild ist – Genau, es ist gesundheitsförderlicher eher darauf zu schauen, was der eigene Körper alles erreichen kann (funktional), statt zu schauen, wie er aussieht (ästhetisch). 

Und jetzt dürft ihr nochmal raten: Es gibt ein paar Studien, die geschaut haben, was haben denn Männer für ein Körperbild und was haben Frauen für ein Körperbild?

Die Antwort: Männer tendieren eher dazu zu schauen, was sie mit ihren Körpern erreichen können und wozu sie fähig sind (funktional) und setzten sich damit positiv auseinander und Frauen schauen eher auf die Ästhetik ihres Körpers auseinander und überlegen „Was habe ich denn nicht?“. Während Frauen also ihren Körper sowohl mehr nach dem Äußeren, also ästhetisch, und einem defizitären Blick („Was ist noch nicht so, wie es sein sollte?) beurteilen, konnte bei Männern der gegenteilige Effekt gefunden werden. Männer beurteilen ihren Körper nach ihren Fähigkeiten und sind dabei positiv gestimmt („Cool, was ich alles kann!“). Auch kam heraus, dass Frauen eher den Drang nach Veränderung des Körpers verspüren als Männer. 

Doch woran liegt das? Wie entsteht denn Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper oder das, was man allgemein ein „negatives“ Körperbild nennt?

Unser Körperbild wird von kulturellen und sozialen Normen beeinflusst, also von dem, was wir aus unserem Umfeld als wünschenswert vermittelt bekommen. 

Dies nennt sich soziokultureller Einfluss und ist aktuell in der Wissenschaft als Entstehungsmodell am besten gestützt. Bedeutet, dass ich ein negatives Körperbild entwickle hängt vor allem damit zusammen, was in meinem Umfeld passiert und was dort für ein sozialer Druck in welche Richtung (schlank? muskulös?) herrscht. Beispielsweise: Was in den Medien geschieht, was Menschen zu einem sagen, welche Rückmeldungen wir bekommen. Aus all diesen Informationen wird uns widergespiegelt, was die Norm ist. (Again: Das ist die Theorie, die auch wissenschaftlich aktuell am besten gestützt ist -> Das Idealbild wird vom Umfeld definiert)

Hierbei kann sich das jedoch auch von Kontext zu Kontext von Situation zu Situation ändern. Stell dir zum Beispiel mal eine CrossFitterin bei Germanys next Topmodel (GNTM) vor. Dort würde sie vermutlich aus dem Raster fallen und von der Norm abweichen. Denn die Norm bei GNTM ist eher dünn statt muskulös. Während unsere „typische“ CrossFitterin auf dem German Throwdown aber wahrscheinlich genau der Norm entspricht. Bedeutet: Ein anderes Umfeld kann ein anderes Idealbild suggerieren und ich kann mit ein- und demselben Körper einmal der Norm entsprechen und einmal nicht. 

Wie vorhin schon erklärt ist es relevant, wie wir uns selbst mit dem vorherrschenden Idealbild vergleichen. Sehen wir eine Differenz zwischen dem wie unser Körper ist und dem wie es uns die Gesellschaft vorgibt, dass er sein soll, kann Unzufriedenheit entstehen. Das ist wohlmöglich auch das, was man dann im allgemein-Jargon mit „negativem“ Körperbild meint.

Aus diesem Grund ist ein negatives Körperbild nicht „einfach nur eine schlechte Meinung über den eigenen Körper“:

Es konnte in der Forschung gezeigt werden, dass ein negatives Körperbild Prädiktor, also Vorhersagewert für psychische Gesundheit ist, das bedeutet, ein negatives Körperbild hat einen hohen Vorhersagewert dafür, dass Personen zum Beispiel an Depression oder einer Essstörung erkranken. Auch ist ein negatives Körperbild beispielsweise mit einem geringerem Selbstwertgefühl verknüpft.

Das zeigt für mich, wie elementar es ist, dass wir ein positives Verhältnis zu uns und unserem Körper aufbauen!!! Denn unser Körperbild steht in einem Zusammenhang mit unserer Gesundheit (körperlichen sowie psychisch)!

Und wie kann man jetzt ein positives Körperbild erlangen?

Dies kann man auf mehreren Ebenen angehen: 

  1. Das eigene Körperbild verändern.
  2. Das Umfeld, also damit auch diesen sozialen Druck ändern (denn wir erinnern uns an das Entstehungsmodell des „idealen“ Körperbildes – hier ist das Umfeld maßgeblich beteiligt.

Zunächst ersteinmal zu Punkt 1, dem eigenen Körperbild:

Eine befreundete Sportpsychologin und Kollegin von mir, Madeleine Eppensteiner von Climbing Psychology hat vor einiger Zeit eine Reihe von Blogartikeln zum Thema Körperbild verfasst. Dort sind auch kleine Übungen aufgelistet, wie man diesen Fokus auf den eigenen Körper ändern kann. (Bevor es jetzt weiter geht eine kurze Erinnerung daran, dass das funktionale Körperbild („Was kann mein Körper alles“) das gesündere Körperbild von beiden ist)

Tipp Nr. 1: Madeleine schlägt zum Beispiel vor:

Schreib doch mal eine Liste darüber, was dein Körper alles kann und was du bisher mit ihm und durch ihn erreicht  hast – im Sport, auf der Arbeit, in der Freizeit usw. Zu was ist dein Körper alles imstande? Wahrscheinlich wirst du merken: Mein Körper kann viel viel mehr als gut aussehen – ist das nicht cool?

Tipp Nr. 2: 

Mach dir bewusst, was dich als Person ausmacht. Was hast du z.B. für Stärken? Was kannst du alles? Denn du bist viel mehr als deine sichtbaren (oder unsichtbaren) Bauchmuskeln!

Ich finde es aber auch wichtig, das Problem bei der Wurzel, also bei der Entstehung, bei diesen ganzen sozialen Faktoren zu packen. Und hier kommen wir alle ins Spiel. Das soziale Umfeld, also das, was um uns herum passiert, so wie ihr mit anderen Menschen umgeht, ist demnach extrem wichtig, wenn es um ein gesundes Körperbild geht. Das heißt, ihr alle könnt etwas dazu beitragen, dass Frauen und auch Männer im CrossFit und darüber hinaus zu einem gesunden Körperbild finden können:

  • Schaut darauf, was Leute geleistet haben, anstatt darauf zu schauen, wie sie dabei ausgesehen haben und sprecht das laut aus! („Ich bewundere deine Beinkraft!“ Statt „Beim squatten machst du eine super Figur!“ (klingt ähnlich, ist aber ein meilenweiter Unterschied!)
  • Schaut auf die Anstrengung, die Menschen in die Erreichung ihrer Ziele gesteckt haben, nicht auf das Erreichen des Ziels selbst.
  • Seid nachsichtig mit euch selbst und auch mit anderen. Nicht jeder ist zu jedem Zeitpunkt in Topform.
  • Hört auf, Äußerlichkeiten von Menschen zu bewerten oder ihnen zu sagen, wie sie aussehen sollten: „Du hast viel in deinen Körper investiert! Cool, dass du so diszipliniert bist!” statt „Du bist ziemlich muskulös für ne Frau, oder??“

Auch wenn es nett gemeint ist, aber auch Kommentare wie „Du siehst doch super aus!“ sind nicht zielführend, dabei, ein positives Körperbild zu entwickeln. Denn die Betonung auf die Äußerlichkeiten legt wiedereinmal den Fokus darauf, dass es wichtig ist, wie Menschen aussehen und lässt andere Fähigkeiten in den Hintergrund rücken.

Also bitte bitte bitte: Lobt Menschen für das was sie erreicht haben, für ihre Stärken für ihre Fähigkeiten, ihren Charakter der sie zu dem macht was sie sind und womit sie erreicht haben, was sie erreicht haben. Und nicht dafür, dass sie dabei ach so schön ausgesehen haben. Und hört auf, die Körper von anderen Menschen zu bewerten und zu kommentieren.

Over and out. Thanks.

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